Die UBL-Stalltour: Rinder und Schafe als genügsame Landschaftspfleger


Lauterbach, 13.06.2018: Unabhängige Bürger Lauterbach (UBL) besuchen landwirtschaftliche Betriebe in Lauterbach, die praktikable Modelle für die Zukunft aufzeigen.

Ein Bericht von Ansgar Fehrenbacher.

Gemäß ihrem Motto „Bürger haben Ideen“ besuchte die Wählervereinigung Unabhängige Bürger Lauterbach (UBL) zwei landwirtschaftliche Betriebe, die es mit neuen und kreativen Ideen geschafft haben, eine zeitgemäße Landwirtschaft zu betreiben. Der erste Besuch galt dem landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Michael „Migo“ Neff, die sich auf die Zucht und Haltung von Dexter-Rinder spezialisiert hat.

Michael „Migo“ Neff (rechts im Bild) erläutert den UBL-Mitgliedern seine Vorstellungen einer ökologischen Landwirtschaft und Landschaftspflege. (Foto: Manfred Haas)

„Diese Tiere sind in Futter und Haltung ziemlich anspruchslos und für eine Nebenerwerbslandwirtschaft geradezu ideal. Die Rinder sind den ganzen Sommer komplett im Freien und verursachen damit einen vertretbaren Arbeitsaufwand“, erklärte Migo Neff. Im Winter sind die Tier dann in einem Laufstall untergebracht, der ebenfalls gegenüber einem normalen Stall weniger Arbeitsaufwand mit sich bringe. Als ideale Verwerter von Raufutter sind die Dexter-Rinder für die Offenhaltung der Landschaft sehr gut geeignet, so der Nebenerwerbslandwirt weiter. (Der Schwarzwälder Bote berichtete]

Der größte Teil seines Betriebes liege im sogenannten FFH-Gebiet, also einem speziellen europäischen Natur- und Landschaftsschutzgebiet. Damit seien zwar bestimmte Einschränkungen verbunden, die aber für ihn unerheblich seien, da er ohnehin seinen Betrieb unter ökologischen Gesichtspunkte betreibe. Eine Zertifizierung seines Betriebes mit einem Bio-Siegel sei für ihn allerdings eher ein Rückschritt, da diese Siegel bei der Tierhaltung noch Dinge zulassen, die er aus ethischen Gründen ablehne. So sei z. B. die Kastration oder Enthornung der Tiere noch zugelassen, was er auf seinem Hof allerdings generell nicht mache und ablehne.

Als zweiter Betrieb besichtigte die UBL den land- und forstwirtschaftlichen Betrieb der Familie Moosmann auf dem Tannenäckerle, die quasi als Neueinsteiger einen Stall gebaut hat und neben dem forstwirtschaftlichen Betrieb eine Schafzucht und Schafhaltung aufgebaut hat. Die Schafe sind neben dem eigenen Gelände auch mobil auf anderen Flächen untergebracht und sorgen dort für die Freihaltung der Landschaft. Überrascht zeigten sich die UBL-Besucher über die Erläuterungen von Volker Moosmann, dass die Schafwolle in Deutschland als Sondermüll behandelt wird. Um aus diesem „Sondermüll“ aus dem Schwarzwald wieder etwas Wertvolles zu machen, ging der Landschaftspfleger und Schafhalter Moosmann mit der Kunsthandwerker Susanne Breuling aus Schiltach eine ungewöhnliche Kooperation ein.

Landschaftspfleger und Schafhalter Volker Moosmann (2. von links) bei seinen Coburger Schafen (Foto: Manfred Haas)

„Viele Schäfer wissen nicht, was für ein tolles Produkt sie haben“ sagte Susanne Breuling, die nicht nur Künstlerin sondern auch ausgebildete Filzerin ist und seit 2015 in Schiltach einen eigene Laden betreibt [Filzpunkt in Schiltach]. Die Idee, heimische Rohwolle zu veredeln und ihr so wieder einen Wert zu geben führten beide zusammen und so werden aus der Schafwolle schöne Filzhüte, Pantoffeln, Sitzunterlagen, Taschen, Teppiche, Buchhüllen und sogar Weihnachtsbäume.

Beim anschließenden Grillfest in der Hütte des Lauterbacher Tennisvereins diskutierten die Teilnehmer die gewonnenen Eindrücke und waren sich einig, dass die Arbeit der Landwirte für den Erhalt unserer Kulturlandschaft von grundlegender Bedeutung ist. UBL-Vorsitzender Ansgar Fehrenbacher dankte Stefan Weinmann und Manfred Haas für die Organisation der UBL-Stalltour und vor allem auch den Land- und Forstwirten Migo Neff und Volker Moosman für die Einblicke, die sie in ihre jeweiligen Betriebe gegeben haben. Landwirtschaft ist heute mehr als Ackerbau und Viehzucht, und gerade in unserer Gegend kommt der Landschaftspflege eine immer größere Bedeutung zu.