Schwerpunktthema „Palästina nach 50 Jahren Besatzung – ein Reisebericht“


Mit ihrem Schwerpunktthema „Palästina nach 50 Jahren Besatzung – ein Reisebericht“ blickte die UBL in der diesjährigen Hauptversammlung weit über die Grenzen von Lauterbach hinaus. Ehrenvorsitzender Hans Hekler und seine Frau Edelgard berichteten über ihre Reise und die nach wie vor sehr schwierige Lage der Palästinenser in diesem Gebiet.

In ihrem Reisebericht stellten die Referenten an Hand von Bildern die schwierige Situation dar, in der die Palästinenser nach wie vor leben müssen. Gleich zu Beginn begründete  Edelgard Hekler, warum sie an diesem Thema so interessiert sei. In jungen Jahren, gleich nach dem Ende des 2. Weltkrieges und der während der Nazidiktatur begangen Verbrechen an den Juden, war für sie und ihre Familie klar, dass den Juden ein eigenes Land gegeben werden musste. Was sie aber nicht bedacht hatte, war die Tatsache, dass es sich bei dem zugewiesenen Land Palästina um ein  in weiten Teilen dicht besiedeltes Land handelte, man also mit ihrer Zuweisung andere Menschen aus ihrer Heimat vertrieb.

Einer der unzähligen Checkpoints. (Foto: Hans Hekler)

Damit wurden neue Ungerechtigkeiten geschaffen, die die Situation in Palästina bis heute widerspiegle. Der 1947 von der UN-Generalversammlung beschlossene Teilungsplan für Palästina sollte den bestehenden Konflikt zwischen arabischen und jüdischen Bewohnern des bis dahin britischen Mandatsgebiets lösen und sah vor, Palästina in einen Staat für Juden und einen für Araber aufzuteilen, wobei Jerusalem unter internationale Kontrolle gestellt werden sollte.

Nach Beendigung des britischen Mandats 1948 rief David Ben Gurion in Tel Aviv den Staat Israel aus. Daraufhin marschierten die Armeen Ägyptens, Jordaniens, Syriens, des Irak und des Libanon in Palästina ein, um die Proklamation des jüdischen Staates rückgängig zu machen. Dieser Krieg endete mit einem Sieg Israels und der Besetzung weiterer Gebiete, die gemäß dem UN-Teilungsplan eigentlich dem palästinensischen Staatsgebiet zugeordnet waren. Auch der sog. Sechs-Tage-Krieg von 1967 führte zu  weiteren israelischen Besetzungen.

Die derzeitige Situation ist geprägt von Misstrauen und Ungleichbehandlungen zwischen Israelis und Palästinensern. So gebe es farblich unterschiedliche Auto-Kennzeichen und bei Kontrollstellen werden ausschließlich die Fahrzeuge mit palästinensischen Kennzeichen kontrolliert. Die israelische Militärverwaltung könne willkürlich Tiefbrunnen „aus militärischen Gründen“ stilllegen und der gegen das Völkerrecht und die UN-Resolution verstoßende Siedlungsbau der Israelis führe dazu, dass die Lebensgrundlagen der verbliebenen Palästinenser vernichtet werden. Beeindruckend waren in diesem Zusammenhang die Bilder, auf denen zu sehen war, dass im Abstand wenigen Metern zu Wohnhäusern   eine 9 bis 12 Meter hohe  Mauer errichtet wurde, die    das palästinensische Gebiet durchschneidet.

Bereits die Einreise nach Palästina sei schwierig gewesen, da diese nur über den israelischen Flughafen erfolgen konnte. Da eine Mitreisende palästinensischer Abstammung war, wurde sie intensiv von den israelischen Grenzbeamten kontrolliert, was einen Zwangsaufenthalt der Reisegruppe zur Folge hatte. Erst nach dem sie glaubhaft darlegen konnte, dass die Einreise touristisch und nicht politisch motiviert sei, konnte die Reisegruppe einreisen. Da die Reise von der Organisation Pax Christi veranstaltet wurde, die von der israelischen Regierung als kritische und damit missliebige politische Organisation angesehen wird, habe durchaus die Möglichkeit bestanden, dass der Gruppe insgesamt oder einzelnen Teilnehmer die Einreise verweigert wird. Dies sei jedoch glücklicherweise nicht der Fall gewesen.

Checkpoint Bethlehem. (Foto: Hans Hekler)

Die seit 50 Jahren andauernde militärische Besatzung unter Missachtung von Völkerrecht und UNO-Resolutionen sowie die vorsätzliche Ausdehnung der Siedlungen hätten zu katastrophalen Lebensbedingungen für die Menschen der Region geführt. So stehe einem  Palästinenser ein Tageswasserverbrauch von 30 bis 50 Liter zu, während Israelis 220 Liter am Tag verbrauchen können

Die Unterbringung während der Reise erfolgte bei palästinensischen Familien, so dass Hans und Edelgard Hekler auch Einblicke in das Alltagsleben der Menschen bekamen. In zahlreichen Begegnungen mit Gruppen, darunter einige, denen sowohl Israelis wie Palästinenser angehören, konnten die Reisenden erfahren, dass es

Das „Walled Off Hotel“ des britischen Street-Art Künstlers Banksy. (Foto: Hans Hekler)

auch in Israel Widerstand gegen die Besatzungspolitik gibt, wenngleich die derzeitige Regierung solche Gruppen mit Argwohn betrachtet und verfolgt.

Auch unter schwierigsten Bedingungen versuche vor allem die Jugend, das Beste aus der Situation zu machen. Viele seien gut ausgebildet, haben aber wenige Chancen eine vernünftige Arbeit zu finden. Überall seien Grenzen, Zäune und Mauern, die erst überwunden werden müssen. Arbeit gebe es vor allem in Israel. Dazu müssen die Palästinenser jeden Tag aufs Neue die Grenze überqueren. Auf Bildern war zu sehen, wie sie gedrängt in Käfigen am Check-Point warten müssen, bis sie die Kontrollstelle erreicht haben.

In der anschließenden Fragerunde und Diskussion zeigten sich die Zuhörer überrascht über diese offenkundigen Formen der Diskriminierung der Palästinenser. Die israelischen Siedlungen waren auf den Bildern als große Siedlungsanlagen zu erkennen, was die Frage aufwarf, woher denn  das Geld für diesen Siedlungsbau komme.

Zum Abschluss des Vortrags bedankte sich UBL-Vorsitzender Ansgar Fehrenbacher bei den Referenten Hans und Edelgard Hekler für den interessanten und informativen Vortrag und die Einblicke in die Lebenswirklichkeit der Palästinenser, die wir als Außenstehende so nur selten erleben dürfen.